“Normalkirche“ Klaswipper

 

Die Kirche und die Architektur

Weil sich Normalkirchen, die überall im Land entstanden, wenigstens im Äußeren voneinander unterscheiden sollten, war es Schinkel daran gelegen, dass ihr äußeres Bild durch in der Nähe zur Verfügung stehendes Baumaterial geprägt wurde. So wurden in Klaswipper Hausteine aus heimischer Grauwacke verwendet, die aus Eiringhausen und Lindlar mit Fuhrwerken herbeigeholt wurden.

Später entwarf Schinkel auch einen Plan für einen Turm. Der Düsseldorfer Achitekt Adolf von Vagedes, der mit dem Bau der Kirche zu Klaswipper beauftragt wurde, erhielt 1833 wohl eine Bauzeichnung für das Kirchenschiff und eine für den Turm.

Beim Bau des Turms zeigte sich, dass Klaswipper eine arme Gemeinde war. Es musste aus Kostengründen um ein Geschoss verkürzt werden. Auch Gestühl, Orgel und Glocken konnte die Gemeinde erst nach einigen Jahren anschaffen – ein Beispiel für Maßhalten in alter Zeit.

Manfred Strombach, Architekt

Die schlichte Saalkirche in Klaswipper ist eine der sogenannten „Normalkirchen“. Denn evangelische Kirchen, die in jener Zeit mit einem staatlichen Zuschuss erbaut wurden, mussten auf Geheiß des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. einen Einheitsbauplan verwenden, den sein Baumeister, der preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel, erstellt hatte.

Solche „Kirchen von der Stange“ wie in Klaswipper entstanden in der Region zeitgleich auch bei Olpe und in Hohkeppel. Vorlage für diese Kosten sparende Einheitskirche ist wahrscheinlich die kleine turmlose Kirche in Nackel im Herzhogtum Posen, die Baukirchmeister Schinkel 1819 entwarf und die nur 4.000 Taler kostete. Dem König Friedrich Wilhelm III. soll das Kosten-Nutzen-Verhältnis so gut gefallen haben, dass er sie 1827 im Normalkirchenerlass zum Vorbild aller evangelischen Kirchen in Preußen bestimmte.

 

Das Innere der Kirche

Wenn man die Dorfkirche betritt, vermittelt sich dem Besucher ein besonderes Raumgefühl. Sofort fallen die dorischen Säulen und Pilater ins Auge sowie die Farbgebung in Grau-, Blau- und Rosa-Tönen. Die klassizistische Formensprache vermittelt den Eindruck einer schlichten, zweckmäßigen Schönheit. Dreiseitig umlaufende Emporen bestimmen den Charakter des Kirchenschiffes.

Durch einen Gang getrennt befindet sich vor der Kanzel der Altar. Er stand ursprünglich auf drei Stufen. Heute ist nur noch eine Stufe vorhanden. Altar und Kanzelprospekt sind mit Schnitzwerk versehen. Um die Ausschmückung der Kirche zu vervollständigen, wurden vor 170 Jahren ein Kruzifix und zwei hölzerne Kerzenleuchter in Auftrag gegeben. Sie stammen aus der Werkstatt des Bildhauers C.Stephan aus Köln.

Die Decke wurde mehrfach umgestaltet. Das ursprünglich vorgesehene Tonnengewölbe musste zunächst vom Baumeister aus Kostengründen auf eine flache Decke reduziert werden. Die verursachte aber schon beim Einbau der ersten Orgel Probleme. 1914 wurde die Decke herausgenommen und durch ein zweifach gebrochenes Tonnengewölbe aus Edelholzkassetten ersetzt. Erst nach einem späteren Farbanstrich wurde das Kircheninnere besser beleuchtet.

Details

Ein geschnitzter Pinienzapfen schließt die Kanzel nach unten ab. Als Symbol der Auferstehung und der Unsterblichkeit wird die Frucht der Pinie in der christlichen Kunst verwendet. 

Der Fisch – ein Symbol für Christus, den Erlöser der Welt – schmückt das Taufbecken. Schon seit den Anfängen christlicher Gemeindegründungen und in den Inschriften altchristlicher Kunst wurde der Fisch als Bildsymbol und als Gemeindezeichen genutzt. Die Bedeutung erschließt sich aus dem griechischen Wort „Ich thys“ (Fisch), das eine Zusammensetzung aus den Christusprädikationen „Jesus Christus, Gottes Sohn, Heiland“ darstellt.

Die Orgel 

Hauptwerk

Rohrflöte 8’
Prinzipal 4’
Spillföte 2’
Mixtur 1’ 3-4f

Nebenwerk

Prinzipalflöte 8’
Blockflöte 4’
Octave 2’
Quinte 1 1/3’

Pedal

Subbaß 16’
Offenbaß 8’

Koppeln

I – II
HW – Pedal
NW – Pedal

Kirchbau & wichtige Daten

13.02.1768
Auf der Speckenbacher Versammlung beschließen Abgeordnete der Lutherischen im Kirchspiel Wipperfürth von dem bergischen Herzog Karl Theodor ( 1742-1799) die Genehmigung für eine evangelischen Gemeindegründung zu erbitten. Als zentraler Kirchenort wird Niederklüppelberg gewünscht.
29.08.1788
Der Landesherr Karl Theodor vergibt den Lutherischen die gwünschte Konzession zur Gemeindegründung. In die Freude über diese Genehmigung mischt sich als Wermutstropfen der Auftrag des Herzogs, den kirchenbau in Wippefürth zu errichten.
18.12.1788

Im Hause Reinshagen am Wipperfürther Marktplatz wird das erste Presbyterium, damals Consistorium genannt, gewählt. Zusätzlich zu den acht Presbytern werden vier Baudeputierte ernannt.

28.04.1789

Das Presbyterium erwählt aus mehreren Kandidaten Johann Friedrich Vogt zum ersten Pfarrer der Gemeinde.

1791-1795

Über diese Jahre erstrecken sich Planung und Bau der ersten evangelsichen Kirchen, die am Marktplatz in Wipperfürth errichtet wird.

03.09.1795

Beim großen Stadtbrand werden außer sieben neu errichteten Wohhäusern alle Gebäude innerhalb der Stadtmauern von den Flammen ergriffen. Auch die gerade fertiggestellte lutherische Kirche sinkt in Schutt und Asche. Der lutherischen Gemeinde bleibt eine große Schuldenlast.

08.12.1797

In Niederklüppelberg treffen sich die lutherischen Haushaltsvorstände zu einer Vereinbarung, die Karl Theodor anfleht, die Verlegung des lutherischen Kirchensitzes nach Niederklüppelberg zu genehmigen.

22.03.1802

An diesem Tag wird der erste Gottesdienst in Niederklüppelberg gefeiert. Er muß auf freiem Felde stattfinden, doch der Bau einer Notkirche geginnt schon in diesem Jahr, ebenfalls die Anlage eines Friedhofes. Der Schollenbachhof wird als Pastoratsgut erworben. Zum ersten Lehrer und Kantor wird Nikolaus Wellenbeck gewählt.

1808

Die politische Lage hat sich gewandelt. Das Bergische Land kommt nach schweren Kriegsjahren unter französische Verwaltung. Die Zivilgemeinde Klüppelberg wird gegründet.

1815

Das Bergische Land wird preußisch. Der Kreis Wipperfürth wird gegründet.

1821 -1828

Pastor Vogt besorgt zusätzlich die Amtsgeschäfte der vakanten Pfarrstelle in Rönsahl.

15.02.1827

Das Strohdach der Notkirche in Niederklüppelberg bricht unter einer Schneelast zusammen. Die Gemeinde ist wieder ohne Versammlungsraum. Alle Gemeindeglieder stimmen für den Bau einer neuen Kirche.

1829

Ab Pfingsten 1829 findet der Gottesdient in Claswipper statt. Ein großer Saal wurde zur Notkirche umgestaltet.

04.04.1829

Nach Anfertigung eines Bauplans wird die Kirche auf einem Grundstück in Claswipper eingemessen.

25.06.1829

Aus Berlin kommt die Order, die Bauarbeiten einzustellen. Über den Kirchenstandort will die Regierung neu entscheiden.

1830

In Oberklüppelberg wird von der Kirchengemeinde ein geräumiges Schulgebäude errichtet.

04.03.1833

Der preußische König Friedrich Wilhelm III. bestimmt Claswipper zum Standort des Kirchenbaus.

31.10.1834

Die Arbeiten für den Neubau werden von dem kommunalbaumeister Gottfried Brunner ausgeschrieben.

07.04.1835

An diesem Tag erfolgt die feierliche Grundsteinlegung für die evangelsiche Kirche zu Claswipper.

10.01.1837

Nach Abschluß der Bauarbeiten wird der Kirchenschlüssel dem Presbyterium ausgehändigt.

13.02.1837
In Claswipper findet der feierliche Einweihungsgottesdienst statt.